Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Versmold

Diakonie und Kindergärten

Die Diakonie ist für Menschen da, die Unterstützung brauchen – zum Beispiel weil sie krank sind, in eine Notlage geraten oder im Alter auf Hilfe angewiesen sind. Ursprünglich heißt Diakonie "Dienst", oder moderner: Dienstleistung. Jesus hat gezeigt, dass die Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen der doppelte Kern der Religion ist: Glaube und der Einsatz für andere Menschen gehören untrennbar zusammen. Das gilt für jeden Einzelnen und ebenso für die Gemeinschaft. Von Anfang an gab es deshalb in der Kirche Menschen, die diakonische Aufgaben in den Gemeinden übernommen haben (s. rechte Spalte).

Durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert stieg der Bedarf an diakonischer Hilfe stark an – seit etwa 1900 auch in Versmold. Viele soziale und pflegerische Aufgaben wurden von Diakonissen übernommen. Dieses evangelische Amt war 1836 von Theodor Fliedner nach urchristlichem Vorbild gestaltet worden. Es verband den gemeinsamen Dienst mit gemeinschaftlichem Leben und Glauben. In Bielefeld wurde 1869 die diakonische Sarepta-Schwesternschaft gegründet. 1874 zog sie nach Bethel.

Zahlreiche in Versmold eingesetzte Diakonissen stammten aus dieser Schwesternschaft. Ledig und immer im Einsatz – "rund um den Kirchturm und wenn nötig auch rund um die Uhr" (W. Arning). 1891 wurde das Versmolder Krankenhaus gegründet. Obwohl es von der Stadt getragen wurde, arbeiteten dort viele Bethelschwestern. Daneben wird 1911 die erste Versmolder Familienfürsorgerin erwähnt.

Kindergärten

1917 wurde – unterstützt durch eine Stiftung der Familie Stockmeyer – eine Kleinkinderschule gegründet. Sie war die Vorläuferin der Versmolder Kindergärten. Geleitet wurde sie durch die Sareptaschwester Dora Ibrügger.

In den ersten Jahren wurden die Kinder im Saal der Gastwirtschaft Wehmann in der Ravensberger Straße betreut. 1924 wechselte man in den Saal der Gaststätte Froböse, 1926 in den Konfirmandensaal der ersten Pfarre, Ravensberger Str. 25. Als 1929 das Gemeindehaus neben dieser Pfarre erbaut wurde, fand die Kleinkinderschule dort ihren Ort. Geleitet wurde sie seit dieser Zeit von Schwester Maria Baumhöfer, die bis 1951 in Versmold blieb.

1956 wurde in der Gartenstraße der erste eigenständige Kindergarten errichtet, getragen weiterhin von der Kirchengemeinde. Es folgten die evangelischen Kindergärten in Loxten (1966), in der Königsberger Straße (1967) sowie in Peckeloh und Oesterweg (beide 1971).

Gemeindeschwestern

Als Gemeindeschwestern haben Diakonissen die Versmolder Gemeinde gut 70 Jahre lang geprägt. Ihr Dienst umfasste vor allem die aufsuchende soziale Arbeit und die häusliche Pflege, verbunden mit seelsorgerlicher Begleitung. Sie arbeiteten eng zusammen mit den ehrenamtlich engagierten Frauenhilfen.

1923 kam die erste, 1927 die zweite Gemeindeschwester nach Versmold – in gemeindlicher Trägerschaft und in Zusammenarbeit mit der Kommune. Die Arbeitsbereiche der beiden Schwestern entsprachen den beiden Pfarrbezirken. Seit 1929 war das neue Gemeindehaus an der Rothenfelder Straße sowohl Standort der Gemeindepflegestation als auch Wohnort der Schwestern.

Während der Kriegsjahre wurde den Schwestern durch die nationalsozialistische Verwaltung die öffentliche Fürsorge nach und nach entzogen. Sie konzentrierten sich in dieser Zeit auf innergemeindliche Aufgaben wie die kirchliche Unterweisung der Kinder. Nach dem Krieg war ihr sozialer Einsatz dafür umso mehr gefragt.

1954 wurde im stark gewachsenen Versmold eine 3. Stelle geschaffen, fünf Jahre nach der Einrichtung der 3. Pfarrstelle. Von 1962 an gehörte auch Bockhorst zum Einsatzbereich, seit 1979 auch Borgholzhausen. In den 70er-Jahren zogen die Schwestern und die Gemeindepflegestation ins Obergeschoss des Kantorhauses.

Schwester Henriette Langelahn
(1923-50)
Schwester Anna Jesting
(1927-32)
Schwester Anna Dreischmer
(1932-42)
Versmold/PeckelohLoxten/KnetterhausenOesterweg/Hesselteich
Schwester Martha Temming
(1950-73)
Schwester Martha Müller
(1942-63)
Schwester Dörte Gottschald
(1954-59)
Schwester Wilma Zieting
(1963-95)
Schwester Irmgard Pieper
(1970-81)
Schwester Hildegard Cordes
(1973-75)
Schwester Rut Wolf
(1970-81)

Schwester Änne Kleine Tebbe
(1975-80)

VersmoldLoxten/KnetterhausenOesterweg/HesselteichPeckeloh
Schwester Dorothee Hartmann
(seit 1980)
Schwester Gaby Weber
(1982-2020)
Schwester Helene Treffer, geb. Trentelmann
(1980-86)
Schwester Christiane Lippold
(seit 1986)

Diakoniestation

1976 wurde die Gemeindepflegestation in eine "Diakoniestation" umgewandelt. Geleitet wurde sie von Schwester Wilma. Seit den 70er-Jahren hat sich der Charakter der Arbeit grundlegend gewandelt. Einerseits fanden die Schwesternschaften immer weniger Nachwuchs. Andererseits veränderten sich die professionellen Anforderungen in der Alten- und Krankenpflege.

1996, nach Einführung der Pflegeversicherung, wechselte die Trägerschaft zur Diakonie im Kirchenkreis Halle. Zu diesem Zeitpunkt übernahm Schwester Gaby die Leitung von Schwester Wilma, die in den Ruhestand ging. Von 1981 bis 2013 war die Diakoniestation in der Ravensberger Straße 41 untergebracht, einem von der Stiftung Altenhilfe der Stadtsparkasse Versmold angemieteten Gebäude. Seitdem ist ihr Ort gegenüber im Haus Dieckmann, Nr. 48.

Heute versorgt die Versmolder Diakoniestation mit über 100 Mitarbeitenden weit über 400 Personen. Sie bietet ein weitgefächertes Angebot: Neben der ambulanten Versorgung in zwei Teams gibt es drei Wohngemeinschaften, eine speziell für demenziell Erkrankte. Außerdem wurde im Jahre 2013 eine Tagespflege eröffnet.

Mehr zu den aktuellen diakonischen Angeboten in der Gemeinde erfahren Sie hier.

Die Gemeindeschwestern Henriette "Jettchen" Langelahn, Martha Müller und Maria Baumhöfer (von links)

Schon in den ersten Jahren der christlichen Kirche wurde das Amt der Diakone eingesetzt. Neben den Predigern waren sie die "Sozialarbeiter" der Gemeinde.

In dieser Zeit wuchs die Gemeinde stetig. Eines Tages beschwerten sich die Zugezogenen. Sie warfen den Einheimischen vor, ihre Witwen bei der täglichen Speisung zu übergehen. Daraufhin beriefen die Zwölf eine Versammlung aller Jünger ein und sagten:
»So geht das nicht! Wir können doch nicht die Verkündigung vernachlässigen, um selbst an den Tischen das Essen auszuteilen. Brüder, wählt aus eurer Mitte sieben Männer aus. Sie sollen einen guten Ruf haben und vom Geist Gottes und von Weisheit erfüllt sein. Ihnen werden wir diese Aufgabe übertragen. Wir dagegen werden uns ganz dem Gebet und der Verkündigung widmen.« Der Vorschlag fand die Zustimmung der Versammlung.

Apostelgeschichte 6,1-5

Die Gemeindeschwestern Änne Kleine Tebbe, Wilma Zieting und Rut Wolf (von links) vor dem Kantorhaus mit ihren Dienstfahrzeugen