Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Versmold

Leben in der Corona-Krise

Alles ist anders. Nur noch wenige Begegnungen. Stattdessen viel Zeit auf engem Raum. Angst um Gesundheit und Job. Und eine ungewisse Zukunft.

Wie damit umgehen? Wie ist Gemeinschaft möglich in Zeiten der Isolation? Wie mache ich das Beste aus der Zeit, diesem unerwarteten Geschenk? Wie kann ich helfen, wo es nötig ist? Hier werden Ideen gesammelt – gerne auch Ihre! Schreiben Sie uns: Mail

Wir hoffen, dass "ihr uns allezeit in gutem Andenken habt und euch danach sehnt, uns zu sehen, wie auch wir uns nach euch sehnen." Was Paulus an eine Gemeinde in Griechenland schrieb (1. Thessalonicher 3,6), gilt heute ganz besonders!

Ein Geschenk des Himmels

Kirill Serebrennikow stand in Russland 20 Monate lang unter Hausarrest. Er hat gelernt, mit Isolation umzugehen. Jetzt gibt er auf Youtube 10 Tipps für das Leben in der Corona-Krise. Sein Ziel ist, darin etwas Positives zu sehen, damit das Leben in der Isolation nicht nutzlos erscheint: "Begreifen Sie die Isolation als ein Geschenk des Himmels!" Gesine Dornblüth hat für das Deutschlandradio die Ideen übersetzt:

  1. "Konzentrieren Sie sich auf eine einfache Frage: 'Wer bin ich, und was ist für mich das Wichtigste im Leben?' Und schreiben Sie das auf."
  2. Serebrennikow rät, auch ein Tagebuch zu führen. "Was habe ich gegessen, was habe ich gemacht, woran habe ich gedacht. Fixieren Sie die Zeit. Ein Tagebuch der Selbstisolation. Das hilft, sich selbst zu analysieren."
  3. Der nächste Punkt: Lesen. Und zwar die Wälzer, zu denen man nie gekommen ist. "Sie kommen aus dieser Selbstisolation als völlig neuer Mensch heraus", prophezeit Serebrennikow. "Wer Cervantes liest, 'Krieg und Frieden', 'Ulysses', wird nicht mehr der Alte sein."
  4. Täglicher Sport zuhause, zum Beispiel Yoga, möglicherweise mit Hilfe von Apps, und geregelte Mahlzeiten – das sind für Serebrennikow weitere Vorteile, die er sich unter normalen Umständen nicht leistet.
  5. "Jeder von uns wollte doch schon immer mal irgendetwas ganz anderes machen: Malen, Gedichte schreiben, Makramee-Arbeiten – es ist eine tolle Zeit, um kreativ zu werden. Nutzen Sie alles, was Sie zur Hand haben. Und haben Sie keine Angst, zum Glück sieht Sie ja niemand. Machen Sie sich selbst diese Freude."
  6. Die eigenen Memoiren schreiben – Erinnerungen einfacher Leute werden gern gelesen – und eine Fremdsprache lernen, per Skype, mit Online-Lehrbüchern, mit fremdsprachigen Büchern.
  7. "Machen Sie jeden Tag eine Hausaufgabe: ein Stück lesen, noch eine Vokabel lernen oder zehn oder zwanzig Verben mehr – dann schaffen Sie irgendwann einen richtigen Sprung hin zum Verständnis der anderen Kultur oder anderen Welt."
  8. Wer positive Worte findet, kann auch positiv denken: "Streichen Sie aus Ihrem Wortschatz die Begriffe 'Quarantäne', 'Isolation', 'Selbstisolation'. Es ist ein 'Neustart'. Es ist 'Erholung'."
  9. Man könne die Zeit auch nutzen, um alte Bekanntschaften wiederzubeleben, alte Freunde, die Eltern, die erste Liebe, die Lehrer anzurufen; sich bei denen bedanken, die irgendwann mal etwas Gutes für einen getan haben. Dann habe man am Ende mehr Freunde als vorher.
  10. "Tun Sie, wozu Sie Lust haben. Gucken Sie jeden Tag einen neuen Film. Hören Sie neue Musik. Haben Sie jeden Tag Sex. Säen Sie Blumen auf der Fensterbank aus. Nähen Sie sich ein neues Kleid." "Sie sollten sich jeden Tag über irgendetwas unglaublich freuen."

Quelle: Deutschlandfunk Kultur

Soziale Kontakte: unbedingt wichtig!

Der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch rät, genau auf die Sprache zu achten. Es geht nicht darum, soziale Kontakte zu vermeiden. Viele fordern im Moment ein "social distancing". Aber das steht eigentlich für gesellschaftliche Abgrenzung.

Wirklich nötig ist "körperliche Distanz". Das sollte man dann aber auch so nennen. Denn sozial geht es weiterhin um das Miteinander. Dafür brauchen wir im Moment neue Formen und Ideen.

Was Anatol Stefanowitsch sonst noch rät, finden Sie hier.

Keine Panikmache und Verschwörungstheorien!

Wir erleben einen gigantischen Zivilisationtest, meint der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen: "Hält die Solidarität und hält das Bemühen, die Schwächsten, die Armen und die jetzt vielleicht verarmen im Angesicht dieser Krise, zu schützen?" Wichtig dafür ist auch das rechte Maß im Umgang mit den Medien und eine gute Skepsis gegenüber verstörender Panikmache. Er gibt drei Ratschläge:

  • Prüfen Sie, ob eine Informationsquelle vertrauenswürdig ist.
  • Fragen Sie sich: Muss ich wirklich sofort posten und teilen, was mich gerade erst selbst an neuen, spektakulären, aber vielleicht irreführenden oder schlicht falschen Nachrichten erreicht?
  • Bemühen Sie sich um ein Gleichgewicht zwischen engagierter Anteilnahme und schützender Abgrenzung.

Corona-Krise und Klimawandel

Im Moment wird deutlich weniger CO₂ in die Umwelt abgegeben. Der verringerte Verkehr und die Stillstände in der Wirtschaft haben immerhin die positive Folge, dass die Klimaziele in diesem Jahr vielleicht erreicht werden.

Allerdings droht in der Zukunft, dass das Pendel in die Gegenrichtung ausschlägt. Wenn sich die Wirtschaft erholen muss, könnte der Umweltgedanke an den Rand gedrängt werden. Das fürchtet zumindest der Umweltforscher Lauri Myllyvirta. Hier hören Sie seine Gründe.

Humor

"Die Schweizerische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie teilt mit: Dass Sie in der Quarantäne mit Ihren Tieren, Pflanzen oder Haushaltsgeräten reden, ist völlig normal. Deswegen müssen Sie sich nicht bei uns melden. Eine fachliche Hilfe sollten Sie erst aufsuchen, wenn diese anfangen Ihnen zu antworten." Die SGPP distanziert sich auf ihrer Website von diesem Post. Schade eigentlich.